Etwas besonders....ich denke, das trifft es, wenn wir von einem AMD Ryzen 7 5800X3D reden.
Wenn jemand einen Rechner mit AM4-Mainboard hat, bisher einen Standard Ryzen 5/7/9 darauf betrieben hat und über ein Upgrade nachdenkt und recherchiert, wird mehr oder weniger zwangsläufig auf den Ryzen 7 5800X3D stoßen. Und er wird gar wunderliche Dinge erfahren. Welche, bei denen man sich sagt "hey, den muss ich haben.....", solche, bei denen man ins Grübeln kommt ("das kann doch gar nicht angehen....!), und jene, die einen zweifeln lassen, ob man den überhaupt bändigen kann oder doch lieber auf einen konventionellen Ryzen (nur mit X, ohne 3D) zurückgreifen sollte. Der geneigte Interessent erfährt Folgendes (was daran wahr ist bzw. wie sich das tatsächlich verhält, sehen wir uns weiter untern an!): Der 5800X3D...
- ...sei der letzte Spross der AM4-CPUs. Quasi ein "Abschiedsgeschenk" für AM4-Nutzer, die bei einem Upgrade ihres Rechners noch nicht auf AM5 (also inkl. Erneuerung von Mainboard und Speicher) umsteigen, aber noch einmal einen richtigen Leistungsschub haben wollen, damit sich die Investition (CPU-Preis derzeit unter 300 Euro) auch lohnt.
- ...sei eine CPU, die praktisch nur bei Spielen (unser MSFS ist - technisch gesehen - nichts anderes) auftrumpft, aber dann auch so richtig ein Fass aufmacht. Bei normalen Anwendungen wird der X3D aber gern als "eher lahm" beschrieben.
- ...wurde noch vor 1 Jahr von AMD selbst als die schnellste Gaming-CPU überhaupt beschrieben (mittlerweile gibt es aber schnellere - sowohl bei Intel als auch bei AMD als AM5).
- ...sei extrem effizient - verbraucht also relativ wenig Strom!
- ...sei ein extremer Hitzkopf, dessen Fieberkurve man praktisch nur noch mit einer großen Wasserkühlung vor dem letalen Bereich schützen könne.
- ...basiere auf dem 5800X, dessen Arbeitstakt man beim X3D aber erheblich kastrieren musste, weil es sonst zu Kühlungsproblemen komme.
Ja, das Ding ist beim Gaming bzw. beim MSFS sauschnell. Gegenüber dem 3800X, den ich vorher auf dem Mainboard betrieben habe und mit dem ich sehr zufrieden war, hat der 5800X3D die Leistung regelrecht explodieren lassen. Ich habe Benchmarks gemacht und auch im MSFS mit Referenzsituationen (vorher/nachher) die Leistung "gemessen". Je nach Situation liegen die unlimitierten FPS im MSFS so etwa bei 40 bis 60% mehr. Schwierig, das genau zu messen. Stellenweise scheint es noch mehr zu sein, manchmal aber halt auch mal ein bisschen weniger.
Woran liegt das aber nun, dass der so sauschnell ist? Auch und gerade, wenn wir seine Basis (den 5800X) heranziehen, der ja deutlich höher getaktet werden kann. Nun, der interne Level 3 Cache wurde auf 96 MB und damit auf das 3-Fache vergrößert. Das führt dazu, dass der X3D viel mehr intern abarbeiten kann als der 5800X ohne 3D. Dass das aber so einen extremen Schub gibt.....ich denke, das hat man so selbst bei AMD nicht angenommen.
Das Kuriosum ist halt, dass das nur für Spiele gilt... Normale Anwendungen (Office, Videoschnitt, Raytracing,...) profitieren von diesem zusätzlichen Cache aber offensichtlich nicht. Da wird dann sogar von den "Experten" in den einschlägigen Foren behauptet, man solle lieber einen 5800X oder 5900X nehmen, weil der 5800X3D da eine lahme Krücke sei. Hmmm.....
Relativieren wir das mal: Die Taktrate des X3D ist gegenüber dem X um etwa 5% bis 10% eingebremst. Das ist dann in etwa der gegenüber einem 5800X zu erwartende Leistungsverlust bei Anwendungen. Ist das wirklich dramatisch?
Zum einen ist ein 5800X von Haus aus schon mal ein ziemlich potentes Kerlchen. Wenn man dem bei Anwendungen noch durchschnittlich 7% wegnimmt.....so what? Kratzt das irgendjemand in einem Office-Programm? Merkt wirklich jemand beim Rendern von Videos, wenn der Vorgang 7% länger dauert? Im Ernst? Und da kommen die "Experten" mit dem Rat ums Eck, man solle sich doch lieber einen 5800X oder 5900X zulegen, weil der X3D bei Anwendungen eine lahme Krücke sei? Echt jetzt?
Spätestens, wenn man seinen MSFS anwirft und der X3D den Kollegen 5800X/5900X den Mittelfinger zeigt, sind die Zweifel beseitigt.
Aber der 5800X3D hat seine Tücken! Einerseits ist er sehr effizient in Sachen Stromverbrauch, andererseits läuft er sehr schnell in seine Abregeltemperatur von 90°C und regelt dann die ohnehin schon kastrierte Taktrate noch mal etwas runter.
Die "Experten" wissen: Da hilft nur ein maximales Kühlsystem. Wasserkühlung vom Feinsten, am besten eine 360er mit 3 120er Lüftern.... ICH sage Euch: Das ist alles Quatsch! Dummfug! Das Schlimme am Internet ist, dass jeder auch dann eine Bühne bekommt, wenn er durch völlige Ahnungslosigkeit besticht und seine selbst zusammengedichteten Weisheiten nur laut genug in den Welt hinaus postet.
Merkt man denn den Widerspruch nicht? Hohe Effizienz durch viel Leistung bei geringem Stromverbrauch gegen hohe Abwärme, die nur mit extremer Kühlung zu meistern ist? Wo kommt denn die Wärme bitte her? Vom Strom! Da liegt aber im Vergleich zu anderen CPUs beim X3D nur relativ wenig an. Die anderen CPUs müssten also deutlich mehr Probleme haben und eigentlich nach noch potenteren Kühlsystemen verlangen.
Unser Problem beim X3D stellt sich aber anders dar:
Der zusätzliche L3-Cache ist auf den CPU-Kern quasi "huckepack aufgeschnallt". Obendrauf also! Woraus sich das 3D in der Bezeichnung ableitet. Und genau das ist das Hindernis beim Wärmeabfluss. Da ist quasi eine interne Barriere, durch die sich die Wärme schwertut, nach außen zu gelangen.
Wenn der Wärmeabfluss aber behindert wird, dann hilft auch kein noch so großer Kühler! Denn da muss ja gar nicht viel Wärme "kaputtgemacht" werden, weil die Wärme nur recht langsam zum Kühler gelangt.
Tatsächlich kann ich Euch nach nunmehr 2-wöchigem Alltagsbetrieb mit vielen Experimenten versichern, dass mein Kühler (ein zwar großer, aber nicht übertrieben aufwendiger Luftkühler) selbst nach oder während Stresstests nicht mal handwarm wird, während der CPU-Kern vor sich hin köchelt. Wäre da echt extremes Kühlungspotenzial, dann müsste der Kühlkörper nach einer Weile des Betriebes richtig heiß sein. Isser aber nich'!
Schaue ich mir dann aber mal die Hardware-Temperaturen an (HWInfo, AMD Ryzen Master etc.), dann liegen die selbstbewusst hoch. Heißt: Die Wärme fließt nur langsam zum Kühler ab.
Man muss das Problem anders angehen, nämlich nicht unbedingt auf der Seite es Kühlers, sondern auf der anderen Seite des Flaschenhalses. Eigentlich wären das die Hausaufgaben von AMD gewesen. Und die haben die Kameraden eindeutig nicht gemacht.
Man muss der CPU beibringen, mit noch weniger Watt auszukommen. Einfach gesagt, aber wie soll das gehen? Bzw.: Geht das überhaupt? Ja, das geht! Wenn man weiß wie.
Mit dem Folgenden will ich mich gar nicht selbst beweihräuchern, denn das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Aber ich habe das Prinzip erfolgreich für meinen Rechner adaptiert und seitdem sind CPU-Temperaturen im Abregelbereich bei mir Geschichte. Statt ständig bei 90°C anzuklopfen und zu versuchen, diese zu überschreiten, orientiert sich mein X3D nun im Betrieb des MSFS an 70° bis 74°C, bleibt auch gern mal länger im 60er-Bereich, aber treibt sich auch schon mal bei besonderen Gelegenheiten kurz im niedrigen 80°-Bereich rum. Die 90° sind definitiv Geschichte.
Das Stichwort ist Undervolting, was ich ggf. mal an anderer Stelle beschreibe. Das ist kein Hexenwerk, sondern sogar von Windows aus machbar. Vereinfacht gesagt: Wir nehmen der CPU einige Millivolt weg, die Ampere bleiben konstant und schon haben wir weniger Watt. Watt aber sind das, was die Wärme bringt. Weniger Watt >> weniger Temperatur! Und unser Flaschenhals schafft es problemlos, das bisschen Wärme, was noch nachbleibt, ohne Stau abzuleiten.
Schauen wir uns nun mal die 5 Punkte an, die ich eingangs als die benannt hatte, die man erfährt, wenn man nach dem 5800X3D recherchiert:
- Ja, der 5800X3D ist die höchste Ausbaustufe für den Sockel AM4, die gleichzeitig auch als lohnenswertes Upgrade für Gamer (oder Sim-Freunde) gelten kann. Mehr geht mit AM4 nicht. Wer mehr Leistung beim Gaming oder Simmen will, muss auf AM5 (oder auf Intel) umsteigen - mit entsprechenden Mehrkosten durch ein anderes Mainboard und neuen Speicher.
- eine lahme Krücke ist der 5800X3D auch abseits von Spielen wahrlich nicht. Zugegeben, er ist bei Anwendungen etwas langsamer als seine Pendants (technisch der 5800X, preislich der 5900X), aber das geht beinahe in der Messtoleranz unter und auch im Anwendungsbereich ist der X3D immer noch eine CPU, um die einen viele beneiden würden.
- Mittlerweile gibt es schnellere CPUs für Gaming und für's Simmen. Die Zeit bleibt ja bekanntlich nicht stehen und die Entwicklung geht rasend schnell voran. Intel hat nachgelegt und auch AMD, die vor Jahresfrist noch beim 5800X3D von der schnellsten Gaming-CPU sprachen, hat schnellere CPUs parat. Aber: Das geht ins Geld. Und zwar richtig!
Wer ein gutes AM4-System hat und daher gern als Basis behalten möchte, bekommt mit dem 5800X3D einen Schlüssel in eine neue Leistungsklasse. - Trotz seiner bekannten Effizienz preschen immer wieder "Experten" vor mit der Ansage, ein Netzteil unter 800 Watt könne man vergessen.
Ich hatte und habe ein 650 W Netzteil und brauche defintiv kein neues! Der X3D verbraucht nicht mehr (sogar eher weniger) Strom als mein früherer 3800X. Warum also ein neues Netzteil. TDP ist 105 Watt - basta! Mein 650 Watt Netzteil reicht locker für einen stabilen Betrieb aus (mit einer RX6800-GraKa). Wenn jemand natürlich eine Grafikkarte einbaut, die schon mal ein halbes kW fordern kann (4090 RTX), dann ist eh umdenken angesagt. Aber das hängt dann nicht am 5800X3D. - Ich habe in einen guten Luftkühler investiert (2 120er Lüfter, 6 Heatpipes, über 1 kg schwer). Ich habe das nicht bereut (~60 Euro), aber ob das wirklich notwendig gewesen wäre.....da bin ich vielleicht ein bisschen auf die "Experten" ("Booaaah, Alter, da musst Du aber voll den Laubbläser reinbauen!") reingefallen. Fakt ist, der Kühler ist völlig unterfordert und wird knapp handwarm. Ich traue mich beinahe zu sagen, dass der Boxed-Kühler meines früheren Ryzen 7 3800X auch gereicht hätte.
Würde ich mein Gehäuse dauerhaft schließen (versteh ich ja durchaus, dass jemand das aus ästhetischen Gründen so haben will oder muss...), würde ich wohl einen Lüfter vorn und einen hinten reinhängen, damit GraKa- und CPU-Lüfter nicht nur den internen Mief durchquirlen. Es ist ja nicht so, dass ich solche Dinger nicht in meiner Bastelkiste hätte. Aber bei einem offenen Gehäuse ist bei mir seit vielen Jahren alles gut.
Unterm Strich habe ich jetzt einen sauschnellen MSFS, den ich standardmäßig bei 60 FPS einbremse (durch und wegen VSYNC) und die insgesamt 350 Euro Investition (CPU + Kühler + Versand) haben sich echt gelohnt.
Dass ich mich ein bisschen schlau machen musste, wie man der Temperaturen Herr wird.....na gut, da hat AMD seine Hausaufgaben nicht gemacht. Das wäre deren Job gewesen, die Spannung per default zu reduzieren.
Aber nun gut, wenn man weiß, wie das geht, ist das kein Hexenwerk und von Windows aus einzurichten und steuerbar.